„Wir lassen das mit dem Kreuz und dem Sterben im Kindergottesdienst immer weg.“
Ich war auf einer Schulung und da ist mir dieser Satz, als es um die Kindergottesdienst-Vorbereitung für Ostern ging, hängengeblieben.
Was denkst du dazu? Ich gebe zu, als ich den Satz gehört habe, war ich kurzzeitig sprachlos. Wie weglassen… das ist doch das, worum es geht in unserem Christsein! Ich kann ja viel weglassen, aber die Sache mit dem Kreuz?
Wie sieht es bei dir aus? Lässt du das mit dem grausamen Tod von Jesus auch am liebsten weg, weil es so brutal ist? Oder kommt es immerhin in einem Nebensatz „Dann haben die Menschen Jesus an ein Kreuz gehängt, doch nach drei Tagen – jippieh – da ist er wieder auferstanden. Und nun können wir feiern.“ Und schwupps bist du im Gespräch mit den Kids, wie man so feiern kann und wie die Kids zu Hause Ostern feiern. Doch verstehen die Kids wirklich, was Ostern bedeutet?
Es gibt auch genau das Gegenteil. Gemeinden, Kindergottesdienst-Mitarbeiter, die von Jesus erzählen und die Sünde, die er am Kreuz für dich und dich und dich (spürst du den Zeigefinger auf dich gerichtet) auf sich genommen hat und gestorben ist und gelitten hat, für alles was du und du und du getan hast. Du schlechter, böser Mensch. Doch verstehen hier die Kids, was Ostern wirklich bedeutet?
Die Ostergeschichte ist in meinen Augen eine der herausforderndsten Geschichten im Kindergottesdienst. Du kannst einerseits das, was Jesus für uns getan hat, klein machen. Andererseits kann es passieren, dass du durch die Art, wie du die Ostergeschichte erzählst, den Kindern nur Angst machst.
Wie du beim Erzählen der Ostergeschichte keine Fehler machst.
1. Denke in gleichberechtigten Szenen.
Hast du schon einmal einen Ostergarten gesehen? Das Prinzip ist, dass du alle Stationen die mit Ostern zu tun haben in einem Bild szenisch darstellst. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. Die Martin Luther Schule in Zwickau hat da was Tolles gebaut. Schau mal hier! Auch die katholische Pfarrei St. Wehr war kreativ. Das kannst du dir hier anschauen.
In solchen Ostergärten wird jede Szene der Ostergeschichte gleichberechtigt behandelt. Jede Szene hat ihren Platz
- der Einzug in Jerusalem
- das Abendmahl
- im Garten Gethsemane
- Jesus vor Pilatus
- der Gang nach Golgatha
- die Kreuzigung
- das Grab, der Grabstein
- das leere Grab mit dem Engel oder Maria
Frage dich also, ob du die Kreuzigungsszene gleichberechtigt behandelst – an Zeit beim Erzählen, im Gespräch mit den Kindern, in der kreativen Vertiefung.
Natürlich kannst du mit den Kids auch einen Ostergarten basteln, so hast du wunderbar einen roten Faden durch die Geschichten um Ostern. Es kann dir eine Hilfe sein, jede Szene zu thematisieren und nicht über für dich schwierige Szene „rüberzuhuschen“.
2. Erkläre, was passiert ist.
Wenn du die Ostergeschichte nicht kennen würdest, würdest du wissen, was eine Kreuzigung ist? Könntest du mit dem Satz „Jesus ist gekreuzigt worden.“ etwas anfangen? Ich glaube nicht.
Vielleicht fühlt sich die Kreuzigungsgeschichte ein wenig an wie ein Aufklärungsgespräch mit deinem Sohn. Auch das ist etwas, wovor sich viele Eltern drücken. Und ja, das ist nicht einfach, aber notwendig und sinnvoll.
Ja, die Kreuzigung zu erzählen, braucht Übung. Und ich empfehle dir, wenn du diese Geschichte erzählen möchtest, dir Zeit zu nehmen und aufzuschreiben, was du erzählst. Und dann schau selbst, welche Worte verstehen die Kids, die vor dir sitzen. Erkläre dabei nicht Fremdwörter mit Fremdwörtern. Wenn du dir nicht sicher bist, dann gib jemand anderen den Text zum Lesen.
Hier eine Liste von Wörtern, die in der Ostergeschichte nichts zu suchen haben oder erklärt werden müssen.
Als Übung für dich kannst du genau diese Worte in 1-2 Sätzen kindgerecht erklären.
- Kreuzigung
- Sünde
- für dich gestorben
- Schwamm mit Essig
- erlöse dich selbst
- die Gräber taten sich auf
- der Vorhang zerriss (erkläre diesen Hammer-Vorhang)
- hinabgestiegen in das Reich der Toten
- Auferstehung
3. Erzähle neutral.
Diese Geschichte hat keinen Platz zum Aufbauschen. Es ist eine dramatische Geschichte.
Vertraue darauf, dass sie einfach für sich stehen kann.
Wenn du zum Beispiel erklärst, was eine Kreuzigung ist, lasse Attribute weg. Furchtbare Hinrichtung, qualvoller Tod muss nicht sein. Es reicht für Kinder auch nur das Wort Tod oder Sterben. Wenn du ihnen erklärst, wie eine Kreuzigung passiert, wie Nägel durch die Hände geschlagen werden, erzähle es neutral. Kinder verstehen auch ohne deine Dramatik die Dramatik und fühlen den Schmerz.
4. Gib Raum für Fragen.
Hab keine Angst vor den Fragen der Kids. Es geschieht selten, dass die Kids wirklich Fragen zu der Geschichte stellen dürfen.
Wie ist es bei dir? Presst du die Geschichte in einen Zielgedanken, den du steuerst? Lass los. Gerade bei den älteren Kids, die die Geschichte schon 1000 Mal gehört haben. Fordere sie heraus Fragen zu stellen. Vielleicht lässt du sie auch anonym auf Zettel Fragen stellen. Gerade bei dieser Geschichte wünsche ich dir, dass du dem heiligen Geist vertraust. Du musst nicht in irgendeine Richtung pushen. Lass den Kids ihr Tempo.
5. Lies aus der Bibel.
Wenn du dir das Erzählen der Geschichte nicht zutraust, dann lies die Geschichte aus der Bibel vor. Leider haben wir das Geschichten vorlesen schon fast verlernt. Du kannst dazu übrigens eine Kinderbibel nehmen. Besonders schön finde ich die Kinderbibel von Sarah Young. „Ich bin bei dir“. Die Ostergeschichte, wie sie dort beschrieben ist, lässt auch noch 8-Jährige zuhören. Lies langsam. Lass die Worte wirken. Lass Gottes Geschichte wirken.
Denn das, was Jesus für dich tat, wird die Kinder auch berühren, so wie es dich berührt hat. Darauf darfst du vertrauen. Und dann darfst du laut rufen:
„Der Herr ist auferstanden!“
Und die Kids schreien zurück:
„Er ist wahrhaftig auferstanden!“ und ich hoffe, du hast erklärt, was „wahrhaftig“ und was „auferstanden“ bedeutet, denn nur so können sie es wirklich verstehen.
Gott segne dich dabei.
Herzlichen Dank für die Ausführungen. Es ist gut, sich diese Gedanken zu machen.
Danke Dorothea! Ja, das sehe ich auch so. Auch für mich selber waren diese Überlegungen mal wieder „dran“ und sehr wertvoll sie zu machen.
gesegnete Ostern.
Katrin
Danke, Katrin! Auch mir hat es schon geholfen, bei meinen Vorbereitungen an die Szenen eines Ostergartens zu denken. Wir haben dann aus Playmobil die Szenen nachgestellt (www.instagram.com/evangelischegemeinschaft/).
Sehr gern schreibe ich die Geschichte auch in meinen Worten kindgerecht auf und gebe den Kindern die Gelegenheit, sich aus dem Text und Ausmalbildern aus dem Internet ihr eigenes Büchlein von der Geschichte zu basteln. So können sie zu Hause das Gehörte nochmal nachlesen und vielleicht so auch mit den Eltern ins Gespräch darüber kommen.
Dieses Jahr plane ich, die Auferstehung in einer extra Einheit tiefer zu thematisieren und auch das Thema Tod und Sterben (auf uns bezogen nicht nur auf Jesus an Ostern) einzubeziehen. Die Kinder sollen so herausfinden: Was ändert es für MICH, dass Jesus damals auferstanden ist? Und wenn ich einmal sterbe (oder jemand gestorben ist, den ich kannte), kann mir auch da die Ostergeschichte Hoffnung und Hilfe sein?
Liebe Grüße! Steffi
Hey Steffi,
Super Idee das auch mal mit Tod und Sterben heutzutage zu verbinden. Ich finde es eh schwer, jedes Jahr aufs Neue etwas zu finden. Aber wahrscheinlich ist das oft nur mein eigener hoher Anspruch.
Wir werden dieses Jahr für die Großen Stationen machen zur Ostergeschichte. Da bin ich auch sehr gespannt, wie das läuft. Das mit dem – was bedeutet es heute für uns … da wird es auch eine Zeugnis-Station geben.
Die Gedanken finde ich sehr gut. Allerdings habe ich das Probleme, dass ich nur ca. 30min für den ganzen KiGo Zeit habe um Kindern aus ganz verschiedenen Altersgruppen (ca. 4-12) zu erklären, warum wir Ostern feiern…
Wow – 30 Minuten ist echt kurz für so ein wichitges Thema und dann auch noch die große Altersspanne. Ich glaube da ist wichtig sich jedes Jahr neu zu überlegen, worauf möchte ich dieses Jahr meinen Fokus legen. Was möchte ich, was die Kids mitnehmen. Und sich dann darauf echt eingrooven.