„Katrin, ich bekomme dieses Jahr richtig gut Weihnachtsgeld, und ich habe mir überlegt, dass ich dich gern einladen möchte und mit dir zwischen den Jahren in den Skiurlaub fahren möchte.“
Wouhw, was für ein Angebot. Ein Angebot, welches ich nicht ausschlagen konnte, und so war ich dieses Jahr Ende Dezember für eine Woche zu zweit in Obermaiselstein im Allgäu.
Das erste Mal Ski fahren. Ok, als Kind und Teenie war ich jedes Jahr mit meinen Eltern in Thüringen auf’m Rennsteig Ski fahren. Aber das war ja „nur“ Langlauf. Ehrlich gesagt, konnten mich meine Eltern für diesen Sport nie richtig gewinnen. Zum Glück gab es ab und zu einen Berg, an dem sie mich einfach „absetzten“. Da konnte ich dann den Berg raufjuckeln und glücklich wieder runtersausen. Meine Eltern und mein Bruder sind dann die Loipen durch den Winterwald abgefahren.
Da stand ich nun – 25 Jahre später (das ist ein Vierteljahrhundert – lass dir das mal auf der Zunge zergehen) wieder auf Skiern. Und, was soll ich sagen, es machte Spaß.
Warum schreib‘ ich das? Was hat das mit Kindergottesdienst zu tun?
3 Ski – Gleichnisse für den Kindergottesdienst
Ich könnte auch Ski-Metaphern sagen :). Es geht also um Geschichten, die ich erzähle und die ich dann auf den Kindergottesdienst übertrage. Die Spannung steigt.
1. Der sowjetische Fahnenstoff
Ich bin ja in der DDR großgeworden und wir waren Profis im kreativen Erfinden und Improvisieren. Meine Mutter ist mir da echt ein Vorbild. Damals in den 80er Jahren hatten wir halt keine super Thermo-Ski-Anzüge. Also fuhren wir in Jeans oder Jogginghose Ski. Tja und sehr schnell waren unsere Hosen in der Wadengegend klatschnass. Also nähte meine Mutter uns aus dem guten roten Fahnenstoff Beinstulpen oder auch Stutzen genannt. Oben und unten Gummizug, so hielten die Dinger auch. Schon aus der Ferne erkannte man Familie Schneller an ihrem leuchtendroten Beinschmuck. Aber, immerhin wurden nun unsere Waden nicht mehr so schnell nass.
Was dir das Gleichnis sagen kann
Oft erlebe ich murrende Kindergottesdienst-Mitarbeiter.
- Wir haben nicht genügend Stifte, Papier, Scheren, Räume, Mikros
- Wir haben nicht genügend Mitarbeiter
- Ich habe nicht genügend Zeit zum Vorbereiten (Kennst du schon mein E-Paper „Die einfachste Strategie, wie du mit wenig Zeit einen TOP-Kindergottesdienst hinlegst“ – dann klick hier und lade es dir kostenlos herunter)
Und und und
Ja, ich weiß, manchmal nervt es dich, wenn du ständig improvisieren musst.
- Aber macht es nicht auch Spaß?
- Ist es nicht manchmal auch witzig?
- Macht es dich nicht auch gerade deswegen besonders?
Ich glaube, es hat etwas mit entscheiden zu tun. Ob ich versuche, das Beste daraus zu machen oder ob ich darüber meckere, was ich nicht habe und was besser sein müsste.
Klar, wir hätten uns damals aufregen können, dass es keine Skiklamotten gibt. Aber ehrlich, was hätte es gebracht? Nur schlechte Laune. Und so peinlich, wie uns Kindern die selbstgenähten Stulpen unserer Mutter waren, so witzig war es auch wieder.
Also – du hast die Wahl. Du kannst dich entscheiden, ob du das Beste aus dem, was du hast, machst oder dich zum Opfer machst. Denn nichts anderes ist es. Entscheide dich.
2. Überholtes kann nicht überholen
]Trotz des roten Fahnenstoffes ist eine Sache mir in grauseliger Erinnerung. Die Kälte. Ich hab echt sooo gefroren beim Skifahren. Oder geschwitzt. Ich dachte meistens, ich habe Eisklötzer als Füße. Ich war mir als 7-Jährige sicher, dass, wenn ich die Skischuhe und meine Socken ausziehe, ich kleine Eiswürfel zwischen meinen Zehen herauspopeln kann. Dem war nicht so.
Dann dieses Gefummel, die Skibindung auf und zu zu machen. In den Skischuhen war hinten so eine Rille und da musste diese Metallbindung rein, die man vorher als Halsschmuck mit sich rumgetragen hat. Das ging natürlich nicht, wenn man Handschuhe anhatte – nein. Mit bloßen Händen hast du im Schnee diese Bindung reingefriemelt. Heute hast du die Skischuhe an und mit einem kräftigen Fersenkick bist du drin in den Skiern.
Das erste, was ich dachte, als meine Freundin die Einladung ausgesprochen hatte, war: „Ich friere jetzt schon.“ Bevor es diesmal – sagte ich bereits, dass seitdem 25 Jahre vergangen sind – in den Ski-Urlaub ging, wollte ich schauen, was es Neues auf dem Markt gibt und mich einkleiden. Frieren ist echt so furchtbar.
Da war ich also in meinem schicken neuen pinken Ski-Outfit. Darunter natürlich herrliche doppelt gefütterte Schweiß-aufsaugende lange Unterwäsche. Das Teuerste waren dann die Handschuhe. Dicke hohe Skistrümpfe machten meine Anzieh-Ausrüstung komplett.
Was soll ich sagen. Ich habe zum ersten Mal in meinem Leben nicht gefroren beim Skifahren. Ich war klatschnass geschwitzt, aber die Sachen saugten ja auf – wow… ich bin nicht kalt geworden.
Nie, nie wieder werde ich die Sachen von vor 25 Jahren zum Skifahren anziehen.
Was dir das Gleichnis sagen kann
In unserem Beruf, in unserer Freizeit gehen wir mit der Zeit. Es wird verbessert und optimiert. Es gibt den Geschirrspüler, wir machen Excel-Tabellen und und und. So sind wir Menschen. Warum tun wir das so wenig in unseren Gemeinden und im Kindergottesdienst? Die Frage ist ernst gemeint. Wir benutzen Material und Methoden von vor 25 oder 50 oder 100 Jahren und wundern uns, dass die Menschen nicht in unsere Gemeinden kommen. Wunderst du dich ehrlich, dass Kids dann den Kindergottesdienst langweilig finden, dass Menschen Gottesdienste als veraltet empfinden? Das ist so unlogisch.
Überall gehen wir doch mit der Zeit. Warum nicht in der Gemeinde? Das ist so wenig wertschätzend Gott gegenüber (und den Kids gegenüber).
Überall sind wir auf dem neuesten Stand, wollen das Neueste, warum nicht im Kindergottesdienst? Es gibt so coole Materialien. Es gibt so gute Schulungen.
Ich sage nicht, dass alles von vor 25 Jahren schlecht ist. Gar nicht. Und viele Lieder die damals in waren, sind es heute auch wieder. Aber vielleicht sollten wir auswählen, was mit der heutigen Zeit kompatibel ist und ansprechend. Vielleicht hätte mir damals das Skifahren mehr Spaß gemacht, wenn ich warme mollige Kleidung gehabt hätte. Trotzdem bleibt Skifahren Skifahren. Egal wie die Kleidung ist.
Und so bleibt auch Evangelium Evangelium – nur die Verpackung geht mit der Zeit.
Mit Überholtem können wir nicht auf der Überholspur sein, aber das ist doch unsere Sehnsucht, dass wir andere mitreißen für Jesus.
3. Die ewige Eisplatte
Nachdem ich 5 Mal die eine blaue Piste runtergefahren bin (blau bedeutet leicht), wollte ich mich nun an der nächsten blauen Piste versuchen. Leider stieg ich in den falschen Lift.
Und da stand ich nun – eine rote Piste (mittelschwer) lag vor mir.
Der Lift ist an dieser Piste langgeführt worden und ich wusste, was mich erwartet. Das erste Stück war hervorragend. Doch dann – dann kam er der Eisbuckel und dann der steile Hang. Dazu kam – kein Naturschnee. Aber ich musste doch irgendwie runter. Es gab keine Treppen, es gab kein Lift der runterfährt.
Und dann lag er vor mir dieser Abhang mit versteckten Eisplatten. Meter für Meter ging es nach unten. Halb schliddernd auf’m Hosenboden (danke für meine pinke Skikluft). Immer wieder hievte ich mich hoch. Zwischendurch ein paar Wuttränen. Doch irgendwann kam ich unten an.
Was dir das Gleichnis sagen kann
Zwei Sachen.
Erstens:
Ich stehe nicht für ein Wohlfühl-Evangelium: Gott liebt dich – alles ist erlaubt, dir wird vergeben. Nein, manchmal muss man sich auch durchbeißen.
Damals musste ich mich durch Kälte durchbeißen. Und durch die unendlich langen Kilometer bis zur Gaststätte (heutzutage Restaurant). Echt der verschneite Wald nahm kein Ende. 25 Jahre später musste ich mich über die Eisplatten kämpfen und die steilen Abhänge. Das bleibt.
Skifahren ist eine tolle Sache (besonders weil es Lifte gibt und ich nicht mehr den Berg im Grätschgang hochjuckeln muss und weil es warme Klamotten gibt). Dennoch gibt es schwierige Passagen, mit Eisplatten und Kunstschnee.
Das Evangelium ist die beste Sache der Welt. Aber es bewahrt uns nicht vor blauen Flecken.
Wir leben in der Welt und noch nicht bei Gott. Aber Gott hilft uns, dass wir am Ziel – bei IHM – ankommen. Er hilft dir durch Menschen, durch Gemeinde, durch deine Begabungen, deine Cleverness, durch die Bibel und Gebet und vieles mehr.
Das nächste Mal werde ich noch einmal die rote Piste probieren. Und dann werde ich diesen Eisbuckel besser bewältigen. Was ist dein Eisbuckel?
Zweitens:
Ich bin so dankbar, dass ich damals als Kind die Grundlagen des Skifahrens erlernt hatte. Keine Ahnung, wie ich sonst runtergekommen wäre. Ich wusste, wie ich fallen muss, wenn ich falle. Ich wusste, wie ich die Skistöcke in das Eis rammen muss, um wieder hochzukommen. Ich hatte ein gutes Balance-Verhalten erlernt. Es war verinnerlicht und ich konnte es abrufen.
Genau so ist das auch mit unseren Kids. Wir legen die Grundlagen. Was für eine Aufgabe.
Und auch wenn manche Kinder irgendwann nicht mehr in die Gemeinde kommen, die Grundlagen sind da. Auch wenn wir es vielleicht nicht erleben, wir wissen nicht, wann sich ein Ohrwurm zu ihnen stiehlt und singt „Einfach spitze, dass du da bist.“
Wenn du einem Kind immer wieder sagst: „Gott liebt dich. Du bist wertvoll.“ sind das Grundlagen, die du in das Herz des Kindes pflanzt und die sind da ganz fest verankert.
Welche Grundlagen legst du? Was für einen Gott vermittelst du?
Ich wünsche uns, dass wir uns für dieses Jahr 2016 bewusst werden,
- wir können dankbar sein, für das, was wir haben,
- wir dürfen mit der Zeit gehen und Neues ausprobieren,
- es gibt Eisplatten und jeder hat seine eigenen Eisplatten,
- wir prägen unsere Kids und legen das Fundament in dem, an was für einen Gott sie glauben.
Eine großartige Aufgabe.
>>Wenn du einem Kind immer wieder sagst: „Gott liebt dich. Du bist wertvoll.“ sind das Grundlagen, die du in das Herz des Kindes pflanzt und die sind da ganz fest verankert.<<
Das berührt mich total. Es ist so wertvoll, das in den Kindern zu säen – für das Kind, für uns, für die Gesellschaft und letztendlich für die Welt. Danke, dass du solche Empfehlungen und Inspirationen in die Köpfe der Erwachsenen säst.
OOOOHHH – dankeschön Sandra, voll nett! Das stimmt total! Wenn unsere Kids Wertschätzung und Liebe im Herzen als Grundlage haben, ist schon soviel getan!
Grundlage dabie ist natürlich auch, dass wir uns selbst gelibe tund wertvoll fühlen.
Danke so arg für deine Worte
Katrin