Die Europameisterschaft hat gestartet und auch ich sitze gebannt vor dem Fernseher und bibbere mit meiner Mannschaft. Da ich nicht so Ahnung von den Mannschaften habe, suche ich mir oft erst mitten im Spiel aus, für wen ich eigentlich bin.
Erstaunlich ist, welche Parallelen es beim Fußball zum Kindergottesdienst gibt und diese Parallelen möchte ich dir nicht vorenthalten.
Die Mannschaft – durch dick und dünn
Man sagt ja immer Kerle sind so hart und zeigen keine Emotionen. Bliblablub – das ist im Fußball ja wohl sowas von anders. Herrlich, wenn einer ein Tor geschossen hat und alle seine Mannschaftskameraden kommen auf ihn zugestürmt und schmeißen sich auf ihn. Oder wenn der Pokal in ihren Händen liegt. Wir sind eine Mannschaft. Sie sind eins. Aller Stress, alle Streitigkeiten sind wie weggeblasen. Sie reißen ihre Münder für das Sieger-Gemeinschafts-Photo sperrangelweit auf. Herrlich.
Was seid ihr für ein Team im Kindergottesdienst? Wenn es gut lief, bekommen die anderen es mit? Jubeln sie mit dir? Weinen sie mit dir? Steht ihr füreinander ein? Ein funktionierendes mit-fühlendes Team ist so wichtig. Und wenn du alleine Kinderkirche machst, dann suche dir eine Person, die mit dir mitfühlt, mitlacht, mitweint. Fußball ist ein Mannschaftssport und Kindergottesdienst ist auch im Team am schönsten.
Der Schiri – alles im Blick
Ganz ehrlich, ich möchte nicht der Schiri sein beim Fußball. Wie oft der angemeckert wird… Und wenn er einen Fehler macht… wouhwww – das kann das ganze Spiel zum Kippen bringen und es gewinnt am Ende der Falsche. Und dennoch, der Schiedsrichter ist ein Mensch, und es passiert nun mal, egal wie viele Hilfsmittel es gibt, dass man einen Fehler macht.
Doch was fatal in einem Spiel ist, wenn der Schiedsrichter im Fußball nicht konsequent und klar ist. Fußball wird einfach nur ätzend, wenn die Spieler merken, sie können machen, was sie wollen – der Schiedsrichter hat das Spiel eh nicht unter Kontrolle.
Die Aufregung ist genauso groß, wenn der Schiedsrichter im Fußball unfair ist.
Du bist der Schiri im Kindergottesdienst.
- Sei konsequent.
- Sei fair.
- Sei klar.
- Doch bei allem, wisse: Du bist ein Mensch. Fehler passieren, verzeih dir.
Verloren – wirklich?
Diese 90 Minuten hätte ich mir auch sparen können!“ oder „Wow, was für ein Spiel!“ So sieht es auch oft nach dem Kindergottesdienst aus. Was ich dir sagen möchte: „Das ist einfach manchmal so!“ So, wie sich alle Spieler angestrengt haben und das Training vorher gut lief, kann es dennoch einfach mal in die Hose gehen. Doch wie in der Vorrunde, deswegen ist nicht alles verloren. Nein, beim nächsten Spiel geht’s weiter. Doch wie cool, ist es, wenn es richtig gut gelaufen ist – durch das effektive Training, kamen die Pässe an, das Zusammenspiel hat harmoniert, die Mannschaft hat Tore geschossen. Man geht als Sieger vom Platz. Glücksgefühl. Ich wünsche dir, dass du dieses Gefühl auch oft hast, wenn es Sonntagnachmittag ist.
- Die Vorbereitung lief ohne Stress und du hattest genug Zeit.
- Deine kreativ-Ideen kamen bei den Kids an.
- Ihr habt euch im Team super ergänzt.
- Der Zielgedanke machte eine Punktlandung – er traf bei den Kindern genau ins Herz.
Der Elfmeter – die Entscheidung
Egal, ob das Spiel in die Verlängerung gegangen ist, oder ob es mitten im Spiel einen Elfer gibt. Das Herz pumpt, der Atem stockt. Und dann Jubel – hoffentlich. In der Bibel steht, dass wenn ein Mensch zu Jesus findet, ein Freudenfest im Himmel ist. So wie die Menschen von den Sitzen springen, jubeln, sich um den Hals fallen und Freudetränen in den Augen haben. Hast du’s? Dieses Gefühl?
Jedem Kind im Kindergottesdienst solltest du die Möglichkeit geben, eine Entscheidung für oder auch gegen Jesus selbst fällen zu dürfen. Ja, dir wird das Herz pumpen, aber verpasse es nicht, den Kids die Möglichkeit zu geben, sich zu entscheiden. Und dann juble.
Die Schwalbe – alles nur Fake
Boah, kann ich mich da aufregen, wenn so ein Heinz tut als ob. Wie so ein Memmchen, liegt er dann am Boden und flennt: „Der hat mir wehgetan.“ Durch die Hände schaut er dann, ob der Schiri guckt und wenn der nichts mitbekommen hat… Huch, auf einmal kann er wieder aufspringen und losstürmen. Bah, sag ich da nur.
Warum das Ganze, auch wenn es oberpeinlich ist? Er erhofft sich dadurch, dass seine Mannschaft einen Vorteil bekommt. Bestenfalls sogar ein Tor schießt, einen Elfer rausholt und gewinnt.
Gewinn durch Manipulation
So könnten wir das Ganze nennen. Und auf einmal wird es persönlich. Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich auch manipuliert worden bin als Kind und Jugendlicher in meiner Gemeinde. Und das sitzt ganz tief. Und es ist etwas, was ich auf keinen Fall möchte. Ja, das passiert mit gutem Grund „Wir wollen die Kids für Jesus gewinnen“. Aber Manipulation ist der falsche Weg. Ich möchte, dass sich jedes Kind, jeder Jugendliche und Erwachsene selbst entscheiden kann, und möchte weder durch Angst-Mache noch durch Schönfärberei die Menschen für Jesus gewinnen. Ich bitte dich, achte darauf.
Die Fans – Begeisterung pur
Was ist Fußball ohne seine Fans? Nichts. Ist doch so. Wenn es keine Fans gäbe, würden wir keine Spiele im Fernsehen oder in riesen Stadien sehen. Im Fußball ist das Fanwerden mittlerweile ein Selbstläufer. Im Kindergottesdienst nicht.
Vielleicht ist Fansein ein komischer Ausdruck in Bezug auf Kindergottesdienst. Lass mich erklären, wie ich es meine. Der Kindergottesdienst oder generell der Kinderbereich wird meines Erachtens nach immer noch viel zu wenig gesehen und beachtet. Im Kopf ist das Denken beim Pfarrer oder Kirchenvorstand, bei den Ältesten und Gemeindemitgliedern vorhanden, dass es diesen Zweig in der Gemeinde gibt. Und vom Kopf her ist ihnen das auch wichtig.
Doch ich finde, wir sollten unsere Gemeinde zu Fans vom Kindergottesdienst machen.
Auch wenn sie das Spiel nicht bestreiten, wenn sie nicht wie du der Schiedsrichter sind. Ich wünsche uns Kindergottesdienst-Mitarbeitern, dass die Gemeinde
- jubelnd dasteht, wenn es phantastischen Kindergottesdienst gibt
- uns unterstützt, wenn es mal nicht so läuft
- Zeit und Geld investiert
- interessiert zuhört, wenn es um die Kinderkirche geht
- voll hinter der Arbeit im Kinderbereich steht
und das mit ganz viel Herz.
Vielleicht gehörst du zu den vielen Kinderkirchen-Mitarbeitern, die nicht gesehen werden. Die das Gefühl haben, dass „denen da oben“ es piepsegal ist, was du tust.
Es ist nicht egal.
Wenn du Ideen hast oder selbst schon erlebt hast, wie die Gemeinde, der Kirchenvorstand oder der Pfarrer Fan von der Kinderkirche werden kann, dann poste es doch unten in einen Kommentar. Durch viele Zuschriften von euch, weiß ich, dass das ein wichtiges Thema ist:
„Wie schaffen wir es, dass der Pfarrer oder der Kirchenvorstand uns wichtig nimmt?“
Wenn du da eine Anregung hast, teile sie uns mit. Danke dafür.
Und nun lasst uns die EM 2016 genießen – und zwar ohne Meckerei.
Daumen hoch für diesen Artikel!
Danke Mary 🙂
Jaaaa, ich finde , das gilt auch für die „Stimmung“ im Klassenzimmer – ganz mein Motto!
Allerliebste Grüße, Heike
Stümmt! Eigentlich doch überall!! Gell Heike! 🙂
Grüßle von de Katrin 🙂
Ich merke, dass es mir fehlt, dass niemand fragt, wie es im Kigo war…. was wir überhaupt gemacht haben. Es kommt kaum jemand auf mich zu. Wie soll es Fans geben, wenn niemand mitbekommt, was läuft?
Ich denke am Austausch, an der Kommunikation müsste sich etwas verändern. Vielleicht regelmäßige Treffen mit einem Gemeindevorstand/anderen Mitarbeitern, wo einfach erzählt wird, was man erlebt hat…. und wie es war. Und das am Besten nicht nur einmal im Jahr. Ich befürchte, wenn wir Mitarbeiter solche Treffen nicht einfordern, werden sie nicht stattfinden.
Ich habe mir vorgenommen der Gemeindeleitung zu sagen, dass mir dieses fehlende Nachfragen zu schaffen macht und dass ich mir das anders wünsche…. und habe die Hoffnung, dass das ernst genommen wird. 🙂
Danke für Deine Anregungen Katrin, die mich zum Nachdenken und Handeln bewegen.
Grüßle Regine
Liebe Regine,
das ist echt schade, dass so wenig nachgefragt wird. Ich bin in meiner Gemeinde gerade am Gucken, wie ich dazu aktiv werden kann und Möglichkeiten zum Nachfragen schaffen kann. Ich glaube, die meisten haben auch gar keine Ahnung, was so läuft, dass etwas läuft. Und was man nicht kennt, interessiert einen auch nicht.
Ich werde jetzt bei uns einen „Klippsrahmen“ 🙂 jeden Monat aktuell halten – der ist so 1,5 m mal 75 cm (also auch nicht zu groß…) und ist direkt dort, wo der Gottesdienst ist. Meine Hoffnung ist, dass Menschen dort einfach mal schauen. Oft ist es so, dass nach dem Gottesdienst, die Leute noch rumstehen, ihr Käffchen trinken, am Büchertisch stehen. Und ich hoffe, dass durch Transparenz, was so im Kinderbereich abgeht, Leute auch anfangen sich zu interessieren. Wichtig ist, dass immer wieder was Neues da reinkommt, sonst wird da keiner mehr gucken.
Des Weiteren überlege ich, ob ein Newsletter angebracht ist. Für Mitarbeiter? Für Eltern? Für Interessierte? Du siehst, ich bin da gerade voll dran :).
Ich glaube, des Weiteren ist es aber auch unsere Verantwortung immer wieder auf Leute zu zu gehen. Die Erwartung, die ich an andere habe, sollte ich ja auch selbst erfüllen. Wie wäre es, wenn ich mir jeden Sonntag vornehme, dass ich eine Person anspreche und sage: „Hey, soll ich dir mal erzählen, was wir heute bei den Kids gemacht haben?“ Ich glaube, sowas könnte auch Schritt für Schritt was bringen.
BIn gespannt 🙂
Grüßle
Katrin
Hallo Katrin,
deine Gedanken finde ich interessant, allerdings hört sich das für mich nach „noch mehr Aufwand“/Arbeit an. Ich würde mir schon mehr Interesse der Anderen wünschen, ohne wieder selbst initiativ werden zu müssen. Für mich ist die Vorbereitung der Stunden schon viel Zeit-Investition. (Ich gehe selbst immer wieder zu der anderen Kigo-Gruppe und frage, was sie gemacht haben und wie es so ankam….)
Ich denke es ist ein grundsätzliches Thema, den Anderen in den Blick zu nehmen und sich nicht nur um sich selbst zu drehen, da haben wir sicher alle noch Nachholbedarf.
Liebe Grüße
Regine
Liebe Regine,
du hast absolut recht und ich wünsche mir das genauso, dass man sich nicht noch abrackern muss, dass Menschen sich für „ihre“ Kids interessieren. Ich habe noch Hoffnung 😀
Dir ein gutes Wochenende
Katrin
Danke, Katrin
dir auch ! 🙂