Stopp! Klick nicht weiter.
Auch wenn du denkst: „Ach nö, den Artikel lese ich nicht, ist bestimmt langweilig!“ Du bist ein Kindergottesdienst-Mitarbeiter und Kindergottesdienst hat etwas mit der Bibel zu tun, vielleicht nimmst du dir die 10 Minuten und gibst der Bibel eine Chance.
Stopp – so kann ich das ja nun auch wieder nicht sagen, dass du der Bibel keine Chance gibst. Schließlich vermittelst du den Kids ja jeden Sonntag biblische Geschichten.
- Super kreativ bastelt ihr zu Themen aus der Bibel.
- Ihr habt euch immer ein tolles Anspiel überlegt, damit den Kids auch nicht langweilig wird.
- Alle Bausteine haben etwas mit dem Zielgedanken zu tun.
- Euer Musikteam sucht die Lieder genau zur biblischen Geschichte heraus.
- Ihr habt Leitfragen, um ein gutes Gespräch mit den Kids zu führen.
Also bitte, du gibst der Bibel sehr wohl eine Chance. Ja, das tust du. Doch warum müssen deine Vorbereitungen dazwischen geschaltet sein? Warum ist alles so vorgeplant, vorgegeben?
- Gibst du der Bibel eine Chance?
- Gibst du Gott die Chance, dass er direkt durch das Wort auch zu den Kids spricht, indem sie darin lesen?
- Wird dir ein wenig mulmig bei dem Gedanken?
Bevor ich mit dir loslegen möchte, wie du mit den Kids Bibellesen kannst, 3 Fragen an dich:
Frage 1: Glaubst du, dass Gott direkt durch die Bibel spricht?
Ich meine damit, dass du daran glaubst, dass wenn jemand die Bibel liest, derjenige Aha-Effekte hat, Antworten bekommt für sein persönliches Leben.
Frage 2: Liest du selbst die Bibel?
Das muss nicht täglich sein. Aber gibt es Zeiten, wo du dir die Bibel nimmst und liest. Für dich persönlich, nicht um den Kindergottesdienst vorzubereiten. Das kann auch zu zweit oder in einer Gruppe sein.
Frage 3: Hast du selbst die Erfahrung gemacht, dass Gott zu dir durch das Bibellesen gesprochen hat?
Wenn nicht, dann lies jetzt auf jeden Fall weiter, damit du anfängst diese Erfahrung zu machen. Ich bin der festen Überzeugung und habe es schon so oft erlebt, wie klar Gott zu mir durch das Bibellesen spricht. Dieser Gedanke „Kenn‘ ich schon. Ich weiß, was der Text sagen möchte.“ Ist einfach nicht wahr. Gott ist ein lebendiger Gott und redet total individuell durch die Bibel. Das Coole ist, dass er immer wieder anders durch Texte zu dir sprechen kann.
Doch eins ist Tatsache, nur wo ich selbst von begeistert bin, kann ich auch Begeisterung rüberbringen.
Das ist beim Bewegungslieder singen, Theater spielen, Vertiefungsspiele spielen so und gilt genau so auch für das Bibellesen (mit Kindern).
Bibellesen mit Kids in der Kinderkirche: die Grundvoraussetzungen
- Voraussetzung
Die Kinder müssen lesen können. Auch wenn das bei einigen noch stuckerig ist, aber wenn wir mit den Kids zusammen die Bibellesen wollen, dann sollen sie auch lesen. - Voraussetzung
Jedes Kind, mindestens jedes 2. Kind sollte eine Bibel haben. Und zwar nicht zu Hause sondern jetzt im Kindergottesdienst – vor der Nase. - Voraussetzung
Die Bibeln sollten die gleiche Ausgabe sein und es sollte eine einfache Übertragung sein (aber die Bibel). Ich empfehle „Die Gute Nachricht“, „BasisBibel“, „Neues Leben Bibel“ oder „Hoffnung für alle“.
Was natürlich toll ist, wenn jedes Kind seine eigene Bibel hat. So kann es auch drin rumkritzeln, Ecken reinmachen und sie wirklich benutzen. Behandelt das Buch nicht zu „heilig“. Sie sollen es doch lieben lernen. Und was man liebt das drückt man.
Warum Bibellesen mit Kids funktioniert
Die große Angst ist ja, dass die Kids das Bibellesen langweilig finden und natürlich, wenn es zwanghaft wird oder die Kids zu früh damit anfangen müssen, ist es das auch.
- Kids lieben es Sachen zu entdecken und genau darum geht es. Wir gehen auf riesige Entdecker-Tour. Und wieder die Frage an dich – glaubst du daran, dass du etwas beim Bibellesen entdecken kannst?
Und entdecken gilt nur, wenn es etwas Neues ist. Du kannst nicht schon vorher wissen, was entdeckt wird. Auch du als Kindergottesdienst-Mitarbeiter nicht. Du weißt nicht, was der Schatz sein wird.
Und das musst du als Mitarbeiter aushalten.
Kein Zielgedanke, kein roter Faden vom Inhalt, wo du die Kids dran langführen kannst, sondern einfach nur das Vertrauen und Wissen, dass beim Bibellesen ein Schatz am Ende herauskommt.
Das ist doch voll spannend!!! - Kids lieben es selbst „drauf zu kommen“. Und das können sie nicht, wenn wir ihnen die Geschichten „nur“ vorspielen und ihnen die vorgekauten Zielgedanken servieren. Wichtig ist deswegen auch, dass du bei dem, was die Kids entdecken „ja“ sagst. Ihr geht zwar zusammen auf Entdecker-Tour, auf Schatzsuche, aber eure Schätze können grundverschieden sein. Deswegen: „Sag ja zu den Schätzen die die Kids heben.“
- Kids erleben gern etwas zusammen. Und genau das ist gemeinsames Bibellesen. Das schweißt zusammen und das macht Lust auf mehr. Das ist wie beim Fußball spielen. Wenn es dir einmal Spaß gemacht hat mit einer Truppe, dann möchtest du das wieder und zwar mit genau den gleichen. Wäre das nicht klasse, wenn dieses Zusammengehörigkeitsgefühl entsteht und sich immer mehr vertieft?
Doch keine Sorge, ich mach nicht nur schöne Worte – nun – babämm – gebe ich dir natürlich ein Werkzeug zum Bibellesen mit Kindern an die Hand.
Eine Methode zum Bibellesen mit Kids der Bibellese-Handschuh
Cool sieht er schon mal aus der Handschuh, oder? Bevor du denkst, wo soll ich den denn herbekommen. Hier gibt es eine Strickanleitung als pdf zum Downloaden. Die Kündigs – zu ihrer Website geht es hier – vom Bibellesebund Schweiz haben diese Methode nämlich erfunden. Und natürlich kann man auch ohne Handschuh diese Methode anwenden. Also bleib‘ dran!
Schritt 1 – Betet.
Du möchtest, dass die Bibel zu euch spricht? Dann betet vorher. Das soll kein ausschweifendes Gebet sein. Danke Gott, dass er da ist, dass er sein Wort geschenkt hat und dass ihr gespannt seid, was Er euch und jedem einzelnen zeigen möchte. Bitte für Offenheit und signalisiere die Freude auf die Abenteuerreise.
Schritt 2 – Lest.
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Auf jeden Fall sollte jeder zuerst die Bibelstelle aufschlagen und erst wenn alle den Bibeltext vor sich liegen haben, wird gelesen. So ist gewährleistet, dass jedes Kind beim Lesen den Text mit verfolgen kann.
- Da ihr die gleichen Bibelübersetzungen habt, bietet es sich an reihum je einen Vers zu lesen. Der Text den ihr lest sollte nicht zu lang sein.
- Eine weitere Möglichkeit ist, dass ein Kind den gesamten Text vorliest. Wenn du nicht weißt, wie die Kids lesen, frage, welches Kind starten möchte. So hast du die Möglichkeit – falls es ihm zu schwer fällt – zu fragen, wer weiter lesen möchte, ohne das Kind bloß zu stellen, weil es nicht bis zum Ende liest.
- Die dritte Möglichkeit ist, dass du den Text (langsam) vorliest. Lies so, dass die Kids hinterherkommen.
- Hier noch ein paar kreative Ideen zum Bibellesen:
- Lest Zeile für Zeile.
- Lest abwechselnd Jungs und Mädchen.
- Du liest und wenn du aufhörst, müssen die Kids das nächste Wort lesen.
- Du sagst wer in einer Gruppe weiterlesen darf – alle Kids die Jeans anhaben, alle mit Brille, alle die im Winter Geburtstag haben, alle über 10 Jahre, alle die in einen Sportverein gehen und so weiter.
- Besonders gut geeignet für Lese-Einsteiger ist auch, wenn du liest und längere Worte (ab 2 Silben) nur den Anfang des Wortes liest und die Kids können das Wort vervollständigen.
- Wenn der Text nicht zu lang ist, kannst auch du ein erstes Mal lesen und danach lesen die Kids noch einmal laut.
- Auf jeden Fall solltest du nach dem lauten Lesen die Möglichkeit zum stillen nochmaligen Lesen geben, da die Kids sich beim ersten Mal lesen so sehr auf das Lesen konzentrieren müssen, dass sie den Inhalt noch gar nicht erfasst haben.
Schritt 3 – Die Bibellese-Handschuh-Methode
- Du als Mitarbeiter ziehst den Handschuh an. So kannst du das Gespräch leiten und immer wieder zeigen, wo ihr im Gespräch gerade seid.
- Solltest du keinen Handschuh haben kannst du auch eine Hand aus Pappe ausschneiden und entsprechend bekleben.
- Vielleicht hast du die entsprechenden Symbole zusätzlich ausgeschnitten und legst sie entsprechend immer auf den Finger.
- Ebenso könnt ihr auch am Anfang jedes Kind seine Hand auf ein Papier malen lassen (einfach die Hand auf ein Papier legen und mit einem Stift drum herum malen) und beim gespräch kann jedes Kind selbst die Hand beschriften.
Und dann geht es los:
- Der Daumen
Der Daumen steht für „super“. Er steht für das, was am Wichtigsten ist und das ist in der Bibel Gott. Um ihn geht es. Gott ist der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. In der Strickvariante ist er dreigeteilt. Das bedeutet, als erstes schauen wir, ob wir etwas über Gott als Vater, Jesus oder den Heiligen Geist finden. Denk dran, offene Fragen zu stellen. „Finden wir etwas über Gott?“ Können die Kids nur mit ja oder nein beantworten. Eine offene Frage wäre: „Was findet ihr über Gott?“ oder „Wie wird Jesus in dieser Geschichte dargestellt?“ - Der Zeigefinger
Er sagt uns „Achtung, Achtung“. Wenn wir zu jemanden sagen „Pass auf!“, dann ist immer ein Mensch gemeint. Und genau darum geht es beim Zeigefinger. Welche Menschen kommen vor und wie sind diese Menschen? Welche Eigenschaften haben sie? In der Strickvariante ist er hautfarbend, denn es geht um die Menschen. - Der Mittelfinger
Er ist der Größte unter den Fingern und oft ist es so, dass der Größte auch Befehlen darf. Er ist blau, denn blau ist die Königsfarbe. Gibt es eine Aufforderung in dem Text? Etwas, was wir tun sollen oder nicht tun sollen? - Der Ringfinger
Dieser Finger ist grün, wie die Hoffnung. Der Ringfinger heißt nicht umsonst Ringfinger. Durch ihn wird ein Versprechen signalisiert. Gibt es etwas, was Gott uns in diesem Text verspricht? Gibt es etwas, was uns Hoffnung geben kann? - Der kleine Finger
Der Kleinste kommt immer ran. Auf ihn muss man besonders aufpassen. Deswegen ist er auch rot. Gibt es etwas worauf wir aufpassen müssen, bei dem was wir tun, was wir sagen?
Die Handfläche
Hast du einen Schatz gefunden? Dann leg ihn in deine Hand und umschließe ihn mit allen Fingern und mache eine Faust. In deine Handfläche kommt dein Goldschatz. Das, was jedem von uns wichtig geworden ist. Der Goldschatz ist vergleichbar mit dem Hosentaschensatz. Solltest du den Artikel dazu noch nicht gelesen haben, dann kannst du das hier (KLICK) nachholen. Der Schatz, den wir mitnehmen, kann für jeden unterschiedlich sein. Denn so ist Gott. Er hält für jeden von uns das bereit, was jeder persönlich braucht.
Schritt 4 – Betet.
Dankt Gott noch einmal gemeinsam, für den Schatz. Vielleicht sind es ja sogar Schätze. Gib den Kids die Möglichkeit selber zu beten. Achte bei deinem Beten darauf in kindgerechter Sprache und einfach zu beten. Wir können mit Gott ganz normal reden. Achte selbst einmal darauf, ob du deine Alltagssprache benutzt und auch deine Alltagsstimme und Sprachgeschwindigkeit. Manche Menschen reden auf einmal wie in Trance, eine halbe Oktave höher oder tiefer.
Schritt 5 – Handelt.
Wird oft vergessen, aber genau das ist der Grund, warum wir Bibellesen, damit sich unser Handeln danach verändern. Achtung, das ist kein anstrengendes ToDo. Sondern noch einmal, wir haben einen Schatz gefunden und der wird nun gehoben und benutzt. Wäre ja blöd, wenn wir ihn wie einen Pokal nur in einer Vitrine in die Ecke stellen.
Habt Spaß mit euren Schätzen. Schätze sind nicht anstrengend sondern machen Freude, sonst sind es keine echten Schätze.
Ich möchte alle ermutigen, mit den Kindern in der „richtigen“ Bibel zu lesen. Sie verstehen mehr, als wir manchmal denken und werden an das wichtigste Buch herangeführt. Wir tun das schon lange (immer wieder, nicht jedes Mal – denn nicht jeder Text steht in einer Bibel in einer Sprache oder Länge, so dass Kinder ihn verstehen können) und die Kinder arbeiten engagiert mit.
Meine Tochter hat vor zwei Wochen in ihrer Kirche im Kindergottesdienst bei den 5 – 7-Jährigen einen einzigen Vers aus ihrer Bibel vorgelesen. Ein Junge hat ehrfürchtig staunend die anderen Kindern darauf aufmerksam gemacht, „dass das ja eine RICHTIGE Bibel wäre“. Alle Kinder haben die Bibel berühren wollen und sehr aufmerksam zugehört!
Ist das nicht ein cooler Moment?! Schade, wenn wir das zu wenig nutzen!
Liebe Susanne,
dankeschön für deinen Beitrag. Genau so ist es. Wir geben der Bibel leider oft gar keine Chance mehr- Wir trauen ihr (oder Gott?) so wenig zu. Und auch den Kids. Ich glaube es ist wieder dran, die Kids mehr herauszufordern und ihnen ganz viel zu zu trauen – unter anderem auch – dass sie selbst Bibel lesen können.
Grüße
Katrin
Vielen Dank für den tollen Beitrag. Die Auswahl der richtigen Bibelversion ist für so etwas natürlich sehr wichtig.
So kann man auch Kinder dafür begeistern.
Mit besten Grüßen
https://www.dolle-verlag.de
Absolut – da sollte man gerade bei den Kids auch drauf achten – bzw. welchen Zielgedanken man rüber bringen möchte.