Die Musik dröhnt vom Nachbarwohnwagen herüber. In meinen Ohren ist es keine Musik, sondern einfach nur ein Bass, der mit irgendwelchen computeranimierten Geräuschen verhübscht wurde – oder doch eher verhässlicht? Ist bekanntlich Geschmackssache.
So war das dieses Jahr in der ersten Woche im Sommerurlaub an der Ostsee. Strand, Wasser, Wellen, Dünen, Sonne, Wind, Lesen, Spielen, Grillen – und immer wieder das Dröhnen aus der Boombox des Nachbarwohnwagens, den 2 junge Kerle bewohnten. Den einen kenne ich schon, seit er im Bauch seiner Mutter war. Wir sind Dauercamper und seit 20 Jahren Wohnwagen-Nachbarn.
Hach, was war ich gestresst! Und immer wieder musste ich die Balance finden zwischen „Aushalten“ – schließlich möchte ich keine Meckerziege sein – und „Für mich sorgen“ – schließlich möchte ich auch Urlaub haben.
4 Gründe, warum du nicht auf Teens im Kindergottesdienst-Team verzichten kannst
Teens sind unreflektiert, unzuverlässig, verliebt, albern und außerdem haben sie eine große Klappe (und einen furchtbaren Musikgeschmack). Ganz ehrlich, möchtest du so etwas wirklich im Kindergottesdienst-Team haben? Es schreit ja geradezu nach Stress.
Ich sage „JA“.
1. Teens haben Zeit.
Ich sehe schon: Du bist skeptisch. Und ja, in der heutigen Zeit ist es auch so, dass Teens so viel zu tun haben. Dennoch: Wenn ihnen etwas auf dem Herzen liegt, wenn ihnen etwas wirklich wichtig ist, dann haben sie Zeit dafür.
- Schau doch mal, wie lange sie ein Spiel zocken können – stundenlang.
- Schau doch mal, wie lange sie am Telefon quatschen können – stundenlang.
- Schau doch mal, wie lange sie mit ihrem Smartphone rumdaddeln – stundenlang.
- Schau doch mal, wie lange sie sich im Shopping-Center aufhalten – stundenlang.
Die Liste kannst du weiterführen: Musik hören, Sport machen, mit Freunden abhängen und und und… Sie haben Zeit für das, was sie lieben.
Nun stell‘ dir vor, sie würden es lieben Kindergottesdienst-Mitarbeiter zu sein! Was für eine Fundgrube!
2. Teens haben bei Kindern was zu melden.
Jeder blickt zum nächsthöheren Stadium, welches er erreichen möchte. Bei den Kids ist das nächste Stadium „Teenie sein“. Da wollen sie hin, so wollen sie sein. Und deswegen haben Teens die höchste Autorität bei Kindern.
- Was sie cool finden, finden auch die Kids ohne Wenn und Aber cool.
- Was sie langweilig finden, werden auch die Kids langweilig finden.
- Wo die Teens mitmachen, dabei sind, da sind auch die Kids dabei.
In meinen Augen eine Riesenchance für die Arbeit mit Kids.
3. Teens sind innerlich an den Kids dran
Du bist keine 10 Jahre mehr alt und es ist sicher auch schon länger her. Und auch wenn du vielleicht ganz gut darin bist, dich in die Welt der Kids hineinzuversetzen: Teens können es besser, denn es liegt noch nicht lange zurück, dass sie selbst auf dem Kinderstuhl gesessen haben.
Deswegen verstehen sie auch besser, warum ein Kind gerade mal austickt oder keinen Bock hat. Und gerade weil Kinder das auch spüren, dass der Teenie-Mitarbeiter sie besser versteht, sind sie die perfekten Ansprechpartner für die Kids.
4. Teens sind auf der Suche nach ihrem Potenzial
Auch wenn manche das hinter einer „Null-Bock-Phase“ verstecken oder einer coolen „Ey-das-weiß-ich-doch-schon-Fassade“ übertünchen: Im Teenie-Alter entwickelt man seine Spezialisierung, für das was man liebt. Und wow – was für Möglichkeiten bietet dort der Kindergottesdienst.
Es werden doch dort so ziemlich alle Begabungen gebraucht. Das bedeutet, dass eine Riesen-Dynamik im Team passieren kann.
Es kommt Bewegung rein, es geschieht Veränderung. Und du als Kindergottesdienst-Mitarbeiter oder Leiter kannst diese Bewegung in eine gute Richtung sensibel und empathisch lenken.
Willst du das?
Ich sage „JA“.
Ich hoffe, diese 4 Gründe motivieren dich. Denn wenn das so ist und du merkst, wie dein Herz jetzt bubbert, dann bist du genau der Richtige für die Anleitung von Teenagern.
Die Welt der Teens
Um Teens gut anzuleiten, ist es wichtig zu wissen, was das Leben von Teens ausmacht. Denn nur so kannst du eine Beziehung zu ihnen aufbauen. Da ticken Teens wie alle Menschen. Es ist egal, was du für ein super Programm machst – wenn die Beziehung nicht stimmt, werden die Leute nicht bleiben.
- Kinder kommen nicht in den Kindergottesdienst, wenn sie den Mitarbeiter nicht mögen.
- Teens kommen nicht in den Teenkreis, wenn sie dort keine Freunde haben.
- Erwachsene gehören zu einer Bowling-Gruppe, wo man danach auch sein Bierchen trinkt nicht wegen des Biers, sondern wegen der Gemeinschaft. Jedenfalls sagt man das so. Ich gehöre zu keiner Bowling-Gruppe.
Das heißt für dich:
Ein bisschen Ahnung von deinen Teens ist echt angebracht.
Die 3 Eckpfeiler im Leben eines Teens sind:
1. Schule
Das heißt natürlich nicht, dass du jedes Mal fragen sollst: „Und, wie läuft es in der Schule?“ Schule ist meist ein notwendiges Übel, aber ein sehr zeitfressendes. Auch wenn Teens gern zur Schule gehen, redet man nicht wirklich darüber. Kannst ja mal Eltern fragen, was ihre Söhne und Töchter so von der Schule erzählen, wenn sie gefragt werden, wie es denn heute war. Meist bekommt man ein „Grmpf.“ oder „Wie immer.“ Total aussagekräftig auf jeden Fall.
Immer mehr geht es in der Schule darum, der Beste zu sein. Viele laufen mit Masken rum. Es gilt: Wenn du einmal unten durch bist, dann ist es sauschwer, da wieder herauszukommen.
Es geht darum „in“ zu sein. Das neueste Smartphone zu besitzen. Eine Freundin zu haben. Sex, Sex, Sex. Die richtigen Marken zu tragen.
2. Familie
Das Gleiche gilt auch für Familie. Manche Teens haben es echt schwer. Gefühlt stehen die Eltern nur mit erhobenen Zeigefinger da, wollen irgendetwas und haben wieder an zig Sachen rumzumeckern. Vielleicht erinnerst du dich. 😉
Als Teenie geht es darum eigene Entscheidungen zu treffen, eigene Fehler machen zu dürfen, mal „die Sau rauslassen zu dürfen“.
Sie durchleben Stimmungsschwankungen, sind unglücklich und dann auf einmal wieder sowas von happy. Und da sollst du dann auch noch als Eltern durchsteigen, wenn sie kaum etwas erzählen. Was gestern noch obercool war, ist heute sowas von out. Aha.
Manche Eltern kommen außerdem gar nicht klar mit dem Loslassen. Ja, ihr kleines Baby ist groß geworden und hat nun Pickel und Busen. Nennen wir es doch mal beim Namen. Spätestens jetzt müssen Eltern begreifen, dass sie ihr Kind nicht vor allem bewahren können und auch du kannst das nicht.
Du möchtest mehr dazu wissen? Dann kannst du hier einen Artikel von Mirke Mühlan lesen.
Was kannst du da tun?
Verständnis kommt da immer ganz gut an. Bitte keine Lösungen! Die bieten die Eltern doch schon an und dein Ziel ist nicht, noch ein erhobener Zeigefinger zu sein.
3. Freizeit
Kommen wir zum dritten Eckpfeiler im Leben eines Teenies – die Freizeit. Wenn du da „mitlebst“, weiß, wo ihr Herz schlägt, vielleicht sogar mitreden kannst: super! Teens sehnen sich danach, in der Freizeit die zu sein, die sie sind oder die sie mal sein wollen. Vielleicht spielen sie deswegen gern Computerspiele – dort sind sie der Held. In der Freizeit können sie das leben, was sie lieben und das tut doch jeder von uns gern.
Somit ist das Fundament, um Teens anzuleiten und sie als Mitarbeiter für den Kindergottesdienst zu gewinnen, ihr Herz zu gewinnen. Und da geht es nicht darum, sie vom Kindergottesdienst zu begeistern, sondern es ist wichtig, dass du eine Beziehung zu ihnen aufbaust. Beziehung bedeutet, dass du deine Komfortzone vielleicht aufgeben musst. Mehr dazu kannst du auch bezüglich Kindergottesdienst in dem Artikel „Kontrollverlust im Kindergottesdienst – die beste Wertschätzung“ lesen.
Du kannst nicht erwarten, dass Teens Kindergottesdienst machen, weil es ihr „Dienst“ ist. Auch dich möchte ich hinterfragen: Ist es dein Dienst? Oder ist das Zusammensein am Sonntagvormittag mit den Kids DEINE Herzenssache.
Wenn nicht, liegt folgender Prozess auf der Hand:
Das sieht jetzt echt knallhart aus, aber es ist die Realität.
Bevor du also weiter über die Anleitung von Teens im Kindergottesdienst nachdenkst, frage dich:
- Schlägt mein Herz für den Kindergottesdienst?
- Liebe ich es, trotz Zeitstress und manchen Nervereien, genau dort meine Gaben einzusetzen?
Wenn ja, ist das schon mal die erste Voraussetzung, um Teens in die Mitarbeit zu führen.
Über die 2. Voraussetzung hatten wir am Anfang gesprochen: Ob dein Herz dabei bubbert, wenn es um die Gründe geht, warum Teens unverzichtbar im Kindergottesdienst sind.
Egal ob beim Bubbern auch ein wenig Angst mitvibriert:
Um Teens anzuleiten, reicht nicht nur ein Herz für Kids. Du brauchst ein Herz für Teens.
In diesem Artikel hast du einen Check durchlebt, ob du ein Herz für Teens hast. Nämlich dann, wenn du eine Beziehung zu ihnen aufbauen möchtest.
Du bist bereit dazu? Dann geht es hier im nächsten Artikel um konkrete Schritte, wie du Teens durch Beziehung anleiten kannst, zu richtig coolen Kindergottesdienst-Mitarbeitern zu werden, so wie du einer bist.
Der Kindergottesdienstcoach ist super! Eine motivierende Schreibweise, kurz und prägnant, und super Inhalte! Danke!
Danke Susanne. Das freut mich!
dann bin ich ja schon gespannt auf den nächsten Artikel